Absinthique
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1. August
Der Kessel ist explodiert und ich weiß nicht, wie wir es hätten verhindern sollen. Die Oberlaufneger weigerten sich heute morgen allesamt, weiterzustaken; Jean spielte gar nicht mehr den Vermittler, sie nahmen die Stakstangen einfach nicht in die Hand. Jerôme griff zur Pistole und wog sie einfach in der Hand, was zwar beunruhigte Blicke, aber keine Handlung zur Folge hatte. Er gab uns ein Zeichen, es ihm gleich zu tun und ich nahm erstmals in einer kritischen Situation die Waffe in die Hand und entsicherte sie. Die Neger zeigten deutlich Angst und Jean begann, in seinem unverständlichen Kauderwelsch auf uns einzuschnattern; wieder fielen mehrfach die Worte Mbene k'Ulumbo. Vielleich wäre noch alles gut ausgegangen, hätte nicht Jerôme demonstrativ die Pistole gehoben und einen lauten Schuß abgegeben. Diese Plan war eigentlich gut; Jerôme weiß, was er tut. Nur sprangen drei oder vier der Neger daraufhin kreischend nach vorn - nicht, um uns anzugreifen, sondern aus schierer Angst, denke ich - und der Hund von Kees zog in einer einzigen Bewegung seine Pistole und knallte den vordersten Neger über den Haufen. Es gab ein entsetzliches Durcheinander und ich beugte mich dabei zu dem Neger herunter, ein ärztlicher Reflex. Dicht neben meinem Ohr knallte erneut etwas und als ich den Kopf hob, sah ich Le Cul, der mit Fieberaugen neben mich nickte. Es war aber kein Fiebertrugbild, das er gesehen hatte; offenbar hatte mir einer von Jeans Kameraden gerade eine Stakstange über den Schädel schlagen wollen. Ich hatte Le Cul immer für einen Weichling gehalten, vielleicht ist er das auch, aber im Ernstfall kann er offenbar so gut mit Waffen umgehen, wie Jerôme behauptet hat, selbst im Fieber.
Der Kampf war damit jedenfalls vorbei. Die Neger kauerten winselnd auf dem Boden des Bootes, das wie durch ein Wunder nicht umgekippt war. Der Angeschossene lag in einer Blutlache. Kees machte Anstalten, ihn über Bord zu werfen, doch brüllte ich ihn an, die Ereignisse der letzten Minuten im Blut und er steckte zurück, vermutlich aus demselben Grund. Es brachte dem Neger aber nichts, er verblutete unter meinen Händen.